Kommen wir zunächst zur Frage: Neue Lautsprecherkabel in die
Türen ziehen, ja oder nein?
### alles ohne Gewähr und mit Haftungsausschluss ###
Wie groß muss der Leitungsquerschnitt sein? Diese Frage
hängt von mehreren Komponenten ab:
- von der zu übertragenden Leistung
- von der Lautsprecherimpedanz
- von der Verlegungsart des Kabels
- von der Leitungslänge
Grob mal für meine 115W / 3 Ohm gerechnet:
115 Watt an 3 Ohm ergeben maximal 18,57 V RMS Ausgangsspannung (P=U²/R). Das bedeutet bei realen 3,0714 Ohm ein Stromfluss von 6,12 A (I=P/U). Durch die Verteilung der Widerstände (3 Ohm Lautsprecher zu 0,714 Ohm für 4m 1mm² Leiter) ergibt sich eine Spannungsverteilung von 18,14 V RMS (Lautsprecher, 3 Ohm * 18,57 V / 3,0714 Ohm) zu 0,43 V (Kabelwiderstand, 0,0714 Ohm * 18,57 V / 3,0714 Ohm). Das bedeutet, dass der Lautsprecher reale 111 W (18,14 V * 6,12 A) bekommt, während sich der Leiter 2,6 W (0,43 V * 6,12A) "genehmigt". Knapp 2,3% der Gesamtleistung gehen also im Leiter verloren.
Der Leiter muss somit bei dieser Betrachtung 6,12 A durchlassen und sollte etwas Reserve (15% = in Summe 7A) haben. Somit würde ein Kupfer-Leiter mit 0,75 mm² ausreichen.
Im Cupra/Seat Ateca sind seit Juli 2018 als Minimum für die Tief-Mitteltöner 1,00 mm² verlegt (siehe ERWIN:
S01HXXKH700-Stromlaufplan_Grundausstattung__(L0L)__ab_April_2016), was über 10 A als Dauerleistung verträgt. Ich persönlich habe das 8RM (8 Boxen, passiv) und da sieht es aktuell so aus: Für die vorderen Lautsprecher mit 1,5 mm² von der Head Unit weg, wenn sich die Leitung aufteilt in Hochtöner und Mittel-Tieftöner, geht letzterer mit 1,0 mm² bis zum Stecker an der Tür. In der Tür geht’s dann wieder 1,5 mm² weiter. Zu den hinteren Lautsprechern geht es durchweg mit 1,0 mm². Das alles laut Schaltplan. Aber in der realen Welt hab ich dann 1,5mm² vorgefunden. Auch die Farbcodierung der einzelnen Adern passte nicht zu meinem Schaltplan. Aber vielleicht hab ich nur den falschen rausgesucht… Sei es drum…
Weder die oben überschlagenen 6,12 A noch die 10 A treten bei Musiksignalen als Dauerleistung auf. Es würde nicht mal reichen, wenn man z.B. sehr viele 40Hz Signale leicht phasenversetzt dauerhaft anlegen und die maximale Lautstärke einregeln. Bevor hier die Leitung in die Knie geht, wird eher der Verstärker, der Lautsprecher oder das ganze Fahrzeug in die Knie gehen.
Ein Audiosignal ist alles andere als eine konstante Wechselgröße. Im Gegenteil, es beinhaltet einfach ein einziges Amplituden- und Frequenz-Chaos.
Ein Durchschnitts-Musikhörer wird stromtechnisch seine Anlage ca. 25% ausfahren, ein echter Bassfanatiker ca. 50%. Wobei die 50% dann für den Verstärker und die Lautsprecher-Leitungen zählen, welche den Subwoofer bedienen
Würde wir diesen Ansatz noch verfolgen, hätte ich eine Strombelastung, an den Tief-Mitteltönern in den Türen, von weniger als 2 A. Laien könnten jetzt mit Dämpfung oder Skin-Effekt kommen, welche hier aber keine praktische Rolle spielen.
Das Alles nachzuweisen ist messtechnisch mehr als schwierig… Egal… Diese Betrachtungen zeigen mir jedenfalls, dass ich in die Türen keine neuen Leitungen ziehen muss. Hoch- und Mitteltöner bekommen neue
Leitungen zu den A-Säulen.
Sprich, alles ausreichend und ich erspare mir den massiven Aufwand, neue Leitungen in die Tür zu ziehen. Was dann bei einem Rückbau und Verkauf des Fahrzeuges ebenfalls vom Vorteil ist.